Arbeitslager Recsk

Denkmal im ehemaligen Arbeitslager

Das Zwangsarbeitslager Recsk (ungarisch Recski kényszermunkatábor) war ein Arbeitslager nahe der Gemeinde Recsk im Komitat Heves. Das Lager, das sich in unmittelbarer Nähe zu einem Steinbruch befand, wurde zwischen 1950 und 1953 von der ungarischen Staatsschutzbehörde (ÁVH) betrieben. Unter den etwa 100 kleineren und größeren Arbeitslagern jener Zeit war es als der ungarische Gulag das Berüchtigtste.

Geschichte

Nach dem Modell des sowjetischen Gulag wurden im Zwangsarbeitslager von Recsk etwa 1500 Deportierte zum Teil ohne Gerichtsurteil gefangen gehalten, die unter minimalen Existenzbedingungen schwere körperlicher Arbeit im Steinbruch leisten mussten. Die Gefangenen wurden häufig bedroht, gefoltert oder durch Nahrungsentzug bestraft.

Lange Zeit wurde das Lager geheim gehalten. Es sind zwei gelungene Fluchtversuche bekannt. Beim ersten Fluchtversuch gelang dem Flüchtigen die Flucht in die Tschechoslowakei, nachdem ihn jedoch die Nachricht von der Verhaftung mehrerer Familienangehöriger erreichte, stellte er sich der Polizei.[1] Am 20. Mai 1951 gelang acht Häftlingen die Flucht, indem sich einer von ihnen als Wächter verkleidete und vorgab, sieben Häftlinge zu einer Arbeit außerhalb des Lagers zu begleiteten. Die meisten der Geflohenen wurden gefasst, lediglich einem von ihnen, Gyula Michnay, gelang die Flucht bis nach Wien. Im „Radio Freies Europa“ verlas er dort die Namen von 600 Gefangenen. Dadurch erhielten die Familien der Gefangenen erstmals wieder ein Lebenszeichen und im Westen erfuhr man von der Existenz des Lagers.

Nach Stalins Tod im März 1953 beschloss der zum Ministerpräsidenten ernannte Imre Nagy die Schließung der Internierungslager und des Zwangsarbeitslagers Recsk. Die Gebäude und Zäune wurden niedergerissen, so dass im Wesentlichen nichts mehr von ihm übrig blieb. Dennoch gelang es nach der Wende, das Gebiet zu identifizieren, ein oder zwei Gebäude wurden nach Angaben von Überlebenden und anhand von Fotos wiederaufgebaut.

Bis zum heutigen Tag ist das Massengrab der hier Ermordeten nicht gefunden worden.

Geheimhaltung nach 1953

Einer der ehemaligen Häftlinge, György Faludy, beschreibt in seinem autobiographischen Roman „Heitere Tage in der Hölle“ das Klima der Befreiung im September 1953:

„Ein damals bekanntes Sprichwort sei gewesen, man solle schweigen bis ins Grab sonst käme man ins Grab. Jede Äußerung über Umstände, Ort oder die Gründe der Internierung wurden mit einer Freiheitsstrafe von 6 Jahren bestraft. Familienangehörigen war man angewiesen zu erzählen, man sei auf einer Forschungsreise in der Sowjetunion gewesen, jene aber, die allzu viel fragten, solle man der Polizei melden.“

György Faludy

Gedenken

Im 1996 eingeweihten nationalen Gedenkpark Recsk befindet sich ein Mahnmal für die ehemaligen Gefangenen. Man kann den Wachturm und eine Schlafbaracke besichtigen, ebenso einen Teil des Stacheldrahtzauns.

  • Wachturm
    Wachturm
  • Häftlingsbaracke
    Häftlingsbaracke
  • Innenraum der Baracke
    Innenraum der Baracke
  • Ausstellung in der Baracke
    Ausstellung in der Baracke

Quellen

Literatur in ungarischer Sprache
  • Sándor Bíró: A "mátrai" lovagrend, Egy recski fogoly emlékezései. Dovin Kiadó, Budapest 1989, ISBN 963-02-6834-5.
  • Géza Böszörményi: Recsk, 1950–1953. Interart, Budapest 1990, ISBN 963-01-9978-5.
  • Sándor Erdey: A recski tábor rabjai. Püski, Budapest 2002 (8. kiadás), ISBN 963-9337-76-5.
  • György Faludy: Pokolbéli víg napjaim. önéletrajz, Magyar Világ Kiadó, Budapest 1989, ISBN 963-7815-00-7.
  • Ferenc Aladár Györgyey: Lágerhumor. Interart, Budapest 1990, ISBN 963-8035-13-7.
  • Zoltán Nyeste: Recsk: emberek az embertelenségben. Sorozat: Tanúk – korunkról 4., Magyar Öregdiák Szövetség és Bessenyei György Kör, New Brunswick 1982.
  • Zoltán Nyeste: Recsk: emberek az embertelenségben. Püski, Budapest, 1989 (2. kiadás), ISBN 963-7845-20-8.
  • Gyula Sághy: Recski rabok, a kövek árnyékában. Recski Kiadó, Budapest 2004, ISBN 963-216-494-6.
  • Tamás Somossy: Egy család Recsk árnyékában. Életkarcolatok a múltból, szerzői kiadás, Budapest 1996, ISBN 963-650-987-5.
  • Zoltán Sztáray: A recski kényszermunkatábor rabjai. Recski Szövetség, San Bernardino 1981.
Literatur in anderen Sprachen
  • Zoltán Sztáray: Souvenir du camp de concentration de Recsk. Saturne, Paris 1957.
  • Zoltán Sztáray: Death camp at Recsk. United States Information Agency, Washington 1958.
  • György Faludy: My Happy Days in Hell. Reissued 1985, ISBN 0-00-217461-8; 2003, ISBN 963-206-584-0.
  • György Faludy: Heitere Tage in der Hölle. Rütten & Loening, 1964, OCLC 31501275.
  • Anton Rainprecht: Das Vernichtungslager Recsk in Ungarn (1950–1953): Ein Bericht. 1982, OCLC 75126479.
Filme
  • Recsk 1950–1953, Dokumentationsfilm; Regie: Géza Böszörményi und Lívia Gyarmathy, 86 Minuten, 1988.
  • Szökés, Spielfilm; Regie: Lívia Gyarmathy, Buch: Géza Böszörményi, 96 Minuten, 1997.
  • Recski Szövetség Egyesület. Abgerufen am 10. April 2024 (ungarisch, englisch, deutsch, französisch, slowakisch, slowenisch, kroatisch). 
  • A Recski Kényszermunkatábor. In: tinacska.uw.hu. Archiviert vom Original am 29. November 2020; abgerufen am 10. April 2024 (ungarisch). 
  • Zoltán Sztáray: A recski kényszermunkatábor. (PDF; 5,8 MB; Abgerufen am 31. Mai 2024ungarisch). 
  • Géza Böszörményi: Recsk 1950–1953 | Egy titkos kényszermunkatábor története. (PDF; 56 MB; Abgerufen am 10. August 2024ungarisch). 

Einzelnachweise

  1. Recski munkatábor: több mint harminc túlélő még ma is él. In: nepszava.hu. 10. September 2011, archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 10. August 2024 (ungarisch). 

47.920.091111111111Koordinaten: 47° 54′ 0″ N, 20° 5′ 28″ O