Carl Dransfeld

Chilehaus in Hamburg

Carl Dransfeld (* 11. November 1880 in Berlin; † 9. November 1941 in Hamburg) war ein deutscher Fotograf und Lithograf. Bedeutung erlangte er durch seine Architekturfotografien. Zusammen mit seinem Bruder Adolf (19. November 1879 – 25. Juni 1926), einem Maler, betrieb Dransfeld ein Fotoatelier.

Leben

Dransfeld hatte gemeinsam mit seinem Bruder bis 1902 eine Ausbildung in Hamburg absolviert. Anschließend kamen sie zurück nach Berlin, um sich dort als „Portraitmaler Adolf und Carl Dransfeld“ niederzulassen. Sie verlegten ihren Sitz 1905 nach Hamburg und wandten sich 1908 mit der Eröffnung des „Photographenatelier Gebr. Dransfeld“ der neuen Technik der Fotografie zu. Im Ersten Weltkrieg waren er als Kriegsfotografen aktiv. Gemeinsam fertigten sie auch Landschaftsaufnahmen, lichteten Skulpturen ab oder fertigten Porträtaufnahmen. Durch den Auftrag Fritz Schumachers, seine Bauten für sein Buch Staatsbauten zu fotografieren, wurde das Atelier bekannt und so verlegten sie in den 1920er Jahren ihren Schwerpunkt auf Architekturaufnahmen. Sie erhielten zahlreiche Aufträge so unter anderem von Hamburger Architekten, wie Fritz Höger, Hans und Oskar Gerson, Gustav Oelsner oder Friedrich Richard Ostermeyer um ihre Bauten zu dokumentieren. Zudem erhielten sie Aufträge durch die Bildhauer Ludwig Kunstmann und Richard Kuöhl oder dem Reeder Arnold Bernstein, für den sie in New York 1936 Aufnahme machten.[1]

Das bekannteste Bild entstand im März 1924 vom Chilehaus, kurz vor dessen Fertigstellung. Es inszeniert die Ostspitze des Gebäudes dramatisch und bildet sie durch einen tiefen Aufnahmestandpunkt mit einem Spezialobjektiv ab. Das Chilehaus wurde so zum am meisten abgebildeten deutschen Architekturmotiv der 1920er Jahre, das auch von sehr vielen Künstlern in eigenen Werken verarbeitet wurde. Auch das deutsche Tourismusgewerbe setzte es als Sympathieträger im Ausland ein. Die meisten der euphorischen Berichte über das Kontorhaus basierten allein auf diesem Foto. Diese Eindrücke waren viel spektakulärer, als es die tägliche Ansicht des Originals vermittelte. Jedoch hat allein die Darstellung der Gebrüder Dransfeld die Sicht auf das Chilehaus über Jahrzehnte hinweg geprägt, wie der ehemalige Leiter der Hamburger Denkmalpflege, Manfred F. Fischer, nachweist: „Nicht das Chilehaus als Architektur, sondern das Photo von ihm hatte Kunstgeschichte geschrieben. Die erfundene Wirklichkeit war stärker als die Realität.“[2]

In diesem Eckhaus am Winterhuder Marktplatz betrieb Dransfeld ab 1928 sein Fotoatelier.

Am Winterhuder Marktplatz, Ecke Ohlsdorfer Straße in Hamburg-Winterhude konnte er 1928 ein eigenes Atelier in einem Geschosswohnhaus von Fritz Höger beziehen.[3] Höger hatte das Gebäude eigens für sie bauen lassen. Sein Bruder war zwei Jahre zuvor gestorben und Dransfeld betrieb die Firma allein weiter. Bei der Ausbombung des Hauses 1943 wurden die Glasnegative des Archivs zerstört. Etwa 1300 Negative zu den öffentlichen Bauten sind erhalten und befinden sich in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg.

Martha, Carl Dransfelds Ehefrau, überlebte ihren 1941 verstorbenen Mann um etliche Jahre.

Werke (Auswahl)

  • März 1924: Chilehaus
  • 1927: Wohnblock in Barmbek (Architekten Hans und Oskar Gerson)
  • 1929: Wohnblock Alter Teichweg (Architekten Puls & Richter)
  • 1929: Wohnblock Ohmstraße (Architekt Gustav Oelsner)
  • 1931: Volksschule Bogenstraße (Ida-Ehre-Stadtteilschule, für Fritz Schumacher)

Das Plattenarchiv der Gebrüder Dransfeld wurde auf Fritz Schumachers Anregung von der Kulturbehörde erworben. Es wurde im Januar 1945 in einem Hochbunker eingelagert und kam nach dem Krieg 1946 zunächst uns Museum für Hamburgische Geschichte. Die Fotoplatten befinden sich seit 1951 als Teil des Schumacher-Nachlasses in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg.[4]

  • Wohnungen Bahrenfelder Steindamm
    Wohnungen Bahrenfelder Steindamm
  • Allgemeines Krankenhaus Barmbek
    Allgemeines Krankenhaus Barmbek
  • Erweiterungsbau für die Zigarettenfabrik Haus Neuerburg in Hamburg-Wandsbek
    Erweiterungsbau für die Zigarettenfabrik Haus Neuerburg in Hamburg-Wandsbek
  • Wandmalerei Schule Veddel
    Wandmalerei Schule Veddel
  • Innenansicht Stadthalle (Hamburg-Winterhude)
    Innenansicht Stadthalle (Hamburg-Winterhude)

Literatur

  • Manfred F. Fischer: Dransfeld, Carl. In: Franklin Kopitzsch, Dirk Brietzke (Hrsg.): Hamburgische Biografie. Band 1. Christians, Hamburg 2001, ISBN 3-7672-1364-8, S. 85. 
  • Paul Theodor Hoffmann: Neues Altona 1919–1929; zehn Jahre Aufbau einer deutschen Grosstadt 2 Bildbände, Eugen Diederichs, Jena 1929.
Commons: Carl Dransfeld – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Digitalisate von Fotoplatten von Carl Dransfeld
  • Carl Dransfeld – Architekturphotographie; alle 1307 erhaltenen Bildplatten sortiert und kommentiert

Einzelnachweise

  1. Claudia Turtenwald-Quiring: „Himmel auf Zeit“ – die Kultur der 1920er Jahre in Hamburg. Wachholtz, Neumünster 2010, ISBN 978-3-529-02849-6, S. 268 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe). 
  2. Manfred F. Fischer: Das Chilehaus in Hamburg. Architektur und Vision. Mit 28 Bildtafeln von Klaus Frahm, Gebr. Mann Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-7861-2299-7, S. 81.
  3. Hermann Hipp: Freie und Hansestadt Hamburg. Geschichte, Kultur- und Stadtbaukunst an Elbe und Alster. Köln 1989, ISBN 3-7701-1590-2, S. 402. 
  4. Das Fotoplattenarchiv der Gebrüder Dransfeld blog.sub.uni-hamburg.de.
Normdaten (Person): GND: 114676863X (lobid, OGND, AKS) | VIAF: 192529518 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Dransfeld, Carl
ALTERNATIVNAMEN Dransfeld, Carl Wilhelm (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Fotograf und Lithograf
GEBURTSDATUM 11. November 1880
GEBURTSORT Berlin
STERBEDATUM 9. November 1941
STERBEORT Hamburg