Die Hochzeit von Lyon

Stefan Zweig (ca. 1912)

Die Hochzeit von Lyon ist eine 1927 erschienene Erzählung des österreichischen Autors Stefan Zweig. Sie behandelt die Hochzeit zweier Verurteilter im Lyon der Französischen Revolution.

Hintergrund

Man kann davon ausgehen, dass Die Hochzeit von Lyon im Zuge von Zweigs Arbeit an seiner Biografie über Joseph Fouché entstand. Später beschäftigte sich Zweig auch in einer Biografie Marie Antoinettes, in den Dramen Das Lamm des Armen und Adam Lux sowie in zwei Episoden aus den Sternstunden der Menschheit mit der Französischen Revolution. Sein Interesse war möglicherweise von der zeitgenössischen Russischen Revolution geweckt worden. Die Erzählung erschien illustriert von Ottomar Starke im August 1927 in der Uhu. Später wurde sie auch im Zagreber Morgenblatt, in der Wiener Zeitung Moderne Welt, im Pester Lloyd und in den Münchner Neuesten Nachrichten veröffentlicht. Sie wurde zu Zweigs Lebzeiten in keine Sammelbände aufgenommen.[1]

Inhalt

Die Erzählung findet Ende 1793 in einem Lyon statt, das von der Revolution durch Joseph Fouché und Jean-Marie Collot d’Herbois brutal für einen Aufstand bestraft wird. In einem Gefängnis trifft sich ein junges Liebespaar wieder, das sich in den Wirren des Aufstandes verloren hatte. Trotz des Todesurteils sind beide ungetrübt; auch die Trauer des Mädchens, den Geliebten nie geheiratet zu haben, verfliegt, als sich ein Priester unter den Mithäftlingen meldet. An einem provisorischen Altar werden Braut und Bräutigam getraut, die ihre Hochzeitsnacht in einem Keller verbringen. Obwohl die namensgebende Hochzeit von Lyon bei allen Häftlingen die Hoffnung auf ein Wunder geweckt hatte, werden alle am folgenden Tag erschossen. Ihre Leichen landen in der Rhône.[2]

Rezeption und Forschung

Die Hochzeit von Lyon wurde von der Forschung nur wenig beachtet, möglicherweise wegen des ungewöhnlichen Schauplatzes. Zweig siedelte seine Erzählungen nämlich üblicherweise im Großbürgertum des Wiener Fin de Siècle an, nicht in der Französischen Revolution. Das Hauptmotiv ist das Zusammentreffen der Hoffnung der Liebenden und der Terror der Revolution, bei der die Grausamkeit den Sieg davonträgt. Für Zweig typisch ist hierbei, dass er die Unterlegenen als seine Helden auswählt.[3]

Literatur

  • Lina Maria Zangerl: Die Hochzeit von Lyon In: Arturo Larcati, Klemens Renoldner und Martina Wörgötter (Hrsg.): Stefan-Zweig-Handbuch. De Gruyter, Berlin 2018, S. 279–283

Einzelnachweise

  1. Lina Maria Zangerl: Die Hochzeit von Lyon In: Arturo Larcati, Klemens Renoldner und Martina Wörgötter (Hrsg.): Stefan-Zweig-Handbuch, S. 279–283, hier: S. 279–281
  2. Lina Maria Zangerl: Die Hochzeit von Lyon In: Arturo Larcati, Klemens Renoldner und Martina Wörgötter (Hrsg.): Stefan-Zweig-Handbuch, S. 279–283, hier: S. 280
  3. Lina Maria Zangerl: Die Hochzeit von Lyon In: Arturo Larcati, Klemens Renoldner und Martina Wörgötter (Hrsg.): Stefan-Zweig-Handbuch, S. 279–283, hier: S. 281–282
Werke von Stefan Zweig
Gedichtbände

Silberne Saiten | Die frühen Kränze

Prosawerke

Vergessene Träume | Praterfrühling | Im Schnee | Zwei Einsame | Ein Verbummelter | Die Liebe der Erika Ewald | Der Stern über dem Walde | Die Wanderung | Die Wunder des Lebens | Das Kreuz | Scharlach | Geschichte eines Unterganges | Geschichte in der Dämmerung | Die Gouvernante | Brennendes Geheimnis | Sommernovellette | Das Herz Europas | Fahrten. Landschaften und Städte. | Die Legende der dritten Taube | Der Zwang | Brief einer Unbekannten | Der Amokläufer | Die Augen des ewigen Bruders | Phantastische Nacht | Die Mondscheingasse | Die Frau und die Landschaft | Die unsichtbare Sammlung | Angst | Episode am Genfer See | Vierundzwanzig Stunden aus dem Leben einer Frau | Untergang eines Herzens | Verwirrung der Gefühle | Die gleich-ungleichen Schwestern | Die Hochzeit von Lyon | Sternstunden der Menschheit | Leporella | Buchmendel | Unvermutete Bekanntschaft mit einem Handwerk | Die Kette | Kaleidoskop | Der begrabene Leuchter | Begegnungen mit Menschen, Büchern, Städten | Ein Mensch, den man nicht vergißt | Ungeduld des Herzens | Brasilien. Ein Land der Zukunft | Schachnovelle | Die Welt von Gestern | War er es? | Die spät bezahlte Schuld | Rausch der Verwandlung | Wondrak | Widerstand der Wirklichkeit | Clarissa

Dramen

Tersites | Der verwandelte Komödiant | Das Haus am Meer | Jeremias | Legende eines Lebens | Volpone | Quiproquo | Adam Lux | Das Lamm des Armen | Die schweigsame Frau

Biografien

Verlaine | Emile Verhaeren | Die Baumeister der Welt (Drei Meister: Balzac – Dickens – Dostojewski, Der Kampf mit dem Dämon: Hölderlin – Kleist – Nietzsche, Drei Dichter ihres Leben: Casanova – Stendhal – Tolstoi) | Marceline Desbordes-Valmore. Das Lebensbild einer Dichterin | Romain Rolland. Der Mann und das Werk | Frans Masereel | Joseph Fouché. Bildnis eines politischen Menschen | Die Heilung durch den Geist | Sigmund Freud | Marie Antoinette. Bildnis eines mittleren Charakters | Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam | Maria Stuart | Castellio gegen Calvin | Magellan. Der Mann und seine Tat | Amerigo. Die Geschichte eines historischen Irrtums | Montaigne | Balzac. Roman seines Lebens