Kaserne Gürzenich-Wald

Deutschland Kaserne Gürzenich-Wald
Tor der ehemaligen Kaserne Gürzenich-Wald, 2015

Tor der ehemaligen Kaserne Gürzenich-Wald, 2015

Gemeinde Düren-Gürzenich
Koordinaten: 50° 46′ 38″ N, 6° 24′ 51″ O50.777136.41422Koordinaten: 50° 46′ 38″ N, 6° 24′ 51″ O
Eröffnet 1953[1]
Geschlossen 31. Dezember 2009[1]
Eigentümer Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE Düren II)

Die ehemalige Kaserne Gürzenich-Wald liegt beim Dürener Stadtteil Gürzenich in Nordrhein-Westfalen.

Nutzer

Britische Armee (1953–1964)

Die Kaserne wurde 1953 für die Britische Rheinarmee errichtet. Sie umfasst eine Gesamtfläche von 150 Hektar und wurde abseits der Ortschaft mitten in einem Waldstück errichtet. Die Infrastruktur des Geländes beinhaltete ein eigenes Gleisnetz mit Anschluss zur Schnellfahrstrecke Köln–Aachen(s. Bahnstrecke).[1]

Bundeswehr (1965–2009)

Unteroffiziersschule (1964–1971)

Zum 1. Februar 1964[2] wurde gemäß Luftwaffenaufstellungsbefehl Nr. 246 vom 25. Mai dort die Unteroffiziersschule der Luftwaffe (UffzSLw) errichtet. Die offizielle Indienststellung geschah am 1. Oktober 1964 durch den Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Werner Panitzki. Verteidigungsminister Kai-Uwe von Hassel verlieh der Schule ein Ärmelband. Keine andere Schule bekam ein Ärmelband.

Zwei weitere Schulen dieser Art gab es in Sonthofen und Aachen (Heer).

1965 übernahm die Bundeswehr diese Liegenschaft von den Briten und nutzte sie fortan als Luftwaffen-Munitionsdepot und im Verwaltungsbereich für die Unteroffiziersschule der Luftwaffe. Nach der Verlegung der Unteroffiziersschule war neben dem Munitionsdepot für den Fliegerhorst Nörvenich auch noch bis zu seiner Auflösung das Verteidigungskreiskommando (VKK) in der Kaserne untergebracht.

1970 wurde ein Unterstellungswechsel vom Luftwaffenamt zum neu gebildeten Luftwaffenausbildungskommando wirksam. Mit Befehl für die Verlegung vom 30. April 1971 verlegte die Unteroffizierschule der Luftwaffe zum 1. Juli von Gürzenich-Wald nach Iserlohn zur Truppenschule der Luftwaffe (TrSLw).

Munitionslager

Von 1988 bis 2001 lagerte dort auch die am gesamten Standort Düren vorgehaltene Munition in der Standortmunitionsniederlage 313/2 (StOMunNdlg 313/2). Von 2004 bis zur Auflösung am 31. Dezember 2009 war dort ebenso das Munitionslager (MunLgr) Gürzenich.[1]

65 Munitionslagerhäuser auf dem Gelände hatten eine Lagerkapazität von rund 6000 Quadratmetern.[3] Darüber hinaus existierten gut sanierte Schulungsräume. Ein Munitionslagerhaus war als beheizbares Arbeitshaus nutzbar, drei weitere als Bereitstellungshäuser für Transporte im Eingangsbereich. Im Rahmen der „Transformation“ der Bundeswehr wurde das Luftwaffenmunitionsdepot zum Munitionslager herabgestuft und Ende 2009 ganz aufgelöst; die Gleisanlagen blieben ungenutzt vorhanden.[4]

Bahnstrecke

Die vom Dürener Hauptbahnhof nach Südwesten abzweigende Strecke verläuft zunächst über offene Feldflächen um dann in einem Bogen südwärts, die Schevenhüttener Straße (L 25) kreuzend (), an die Nordwestecke des Kasernengeländes anzuschließen. Kurz danach befand sich, schon innerhalb des Geländes, ein dreigleisiger Rangierbahnhof. Dieser verjüngte sich südwärts auf ein Gleis um kurz danach sich anschließenden Weichenbereich auf das Gelände aufzuteilen. Südlich verliefen drei ca. 700 m lange Ladegleise zu den Munitionslagern ab, die in einem Sicherheitsabstand von ca. 800 m zu den östlich gelegenen Kasernengebäuden lagen. Ostwärts zweigte die Strecke nach dem Weichenbereich in Richtung Hauptgebäude ab und endete dort in einem dreigleisigen Abstellbahnhof mit Lagergebäuden und Betriebswerkstatt. 200 m vorher zweigte, in südöstlicher Richtung, noch ein Abstellgleis ab. Nach der Kurve befand sich ein 300 m langes Umfahrungsgleis. Das Abstellgleis endete an der südlichen Kasernengrenze. Der Gleisabzweig wurde östlich des Dürener Hauptbahnhofes südlich der B 264 getrennt und im Zuge des Brückenneubaus (2020–2024) über die Schnellfahrstrecke Köln–Aachen an der Valencienner Straße, um den für den zur Baustelleneinrichtung benötigten Raum zu schaffen, noch weiter zurückgezogen und ist nicht mehr mit dem Bahnnetz der DB verbunden. Dies ist die einzige Gleisentfernung, alle anderen Gleisanlagen sind, mit Stand von August 2024, noch erhalten, wenn auch überwuchert.

Bis zur Auflösung des Lagers wurde es zum An- und Abtransport von Munition und anderem Gerät benutzt und von einer Bundeswehreigenen Werksdiesellokomotive der Marke Deutz befahren.

Streckenzustand 2012
BÜ Schevenhüttener Straße (L 25), Blickrichtung Düren Hbf (nordwärts)
BÜ Schevenhüttener Straße (L 25), Blickrichtung Kaserneneinfahrt (südwärts)
Kaserneneinfahrt mit anschließendem Rangierbahnhof (überwuchert)
Karte Bahnlinie zur ehem. Kaserne und Gleisplan

Wohnbereiche

Die Wohnsiedlung „Im Eichenbruch“ besteht aus 40 bundeseigenen Häusern, die von Militärangehörigen aus den Nachbarstandorten Aachen, Eschweiler, Nörvenich, Kerpen, Mechernich und Jülich heute noch bewohnt werden. Auf dem bisherigen Militärgelände ist in einem Teilbereich die Tennisgemeinschaft Gürzenich-Wald e. V. beheimatet.

Nachnutzung

Im September 2015 wurden die Wohnblöcke von der BIma als Eigentümerin[3] angemietet und als Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE Düren II) von der Bezirksregierung Köln für etwa 800 Flüchtlinge hergerichtet.[5] Die Belegung erfolgte ab dem 21. September 2015. Mit 100 Mitarbeitenden und zusätzlichen ehrenamtlichen Helfern betreut die internationale Dienstleistungsgesellschaft ORS Service bis März 2024 die Menschen vor Ort – etwa in der Sanitätsstation, Kinderbetreuung und Sozialbetreuung.[6] Im April 2024 wurde eine Belegungsaufstockung um 500 Personen auf max. 1.300 Personen beschlossen.[7]

Verkehrsanbindung

Die AVV-Buslinie 213 des Rurtalbus sorgt für Verbindungen mit Gürzenich und Düren. Bis zum 31. Dezember 2019 wurde diese Linie von der Dürener Kreisbahn bedient.

Linie Verlauf
213 Düren Kaiserplatz – Gürzenich – Birgel / Derichsweiler / Gürzenich Wald

Sonstiges

Ein am 7. März 1977 entstandener Waldbrand am Munitionsdepot konnte durch die örtliche Löschgruppe Gürzenich gelöscht werden.[8]

Commons: Kaserne Gürzenich-Wald – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Vereinsgeschichte der TG Gürzenich-Wald (Memento vom 28. Januar 2023 im Internet Archive)
  • Kaserne Gürzenich-Wald (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 127) (Memento vom 19. April 2024 im Internet Archive)

Einzelnachweise

  1. a b c d Ehem. Kaserne-Gürzenich-Wald. Stadt Düren, 2010, archiviert vom Original am 7. August 2024; abgerufen am 7. August 2024: „… Nach dem Auszug der Briten im Jahre 1963 wurde das Areal im Jahre 1964 von der Bundesluftwaffe übernommen. Dort wurde vor allem Munition gelagert. Am 31.12.2009 wurde die Bundeswehrkaserne offiziell geschlossen. …“ 
  2. Deine Garnison im Landkreis Düren, 1970, herausgegeben vom Merkur-Verlag, Baden-Baden
  3. a b Zum Jahresende ist geräumt. Zivile Nutzung des Munitionsdepots Gürzenich diskutiert. Das Jülicht, 27. April 2009, archiviert vom Original am 7. August 2024; abgerufen am 7. August 2024: „Das Munitionslager der Kaserne Gürzenich-Wald wird bis Mitte 2009 munitionsfrei sein und bis Ende des Jahres 2009 planmäßig vollständig geräumt sein.“ 
  4. Jörg Abels: Gürzenich: Weiterhin Stillstand im ehemaligen Munitionsdepot. In: aachener-zeitung.de. Aachener Zeitung, 9. Oktober 2014, archiviert vom Original am 5. November 2014; abgerufen am 25. April 2021. 
  5. Jörg Abels: Bis zu 500 Flüchtlinge: Frühere Kaserne wird zur Notunterkunft. In: aachener-zeitung.de. Aachener Zeitung, 10. September 2015, archiviert vom Original am 14. September 2015; abgerufen am 25. April 2021. 
  6. Sarah-Maria Berners: Die Zeltstadt am Rand von Düren blieb leer. In: aachener-zeitung.de. 29. Dezember 2022, abgerufen am 18. Februar 2024. 
  7. Jörg Abels: Ja zur Erweiterung, aber mit Forderungen. Verhindern kann die Stadt Düren die Aufstockung der Zentralen Flüchtlingsunterkunft Gürzenich Wald um 500 auf 1300 Plätze nicht. FDP und AfD stimmen trotzdem dagegen. Aachener Zeitung, 25. April 2024, archiviert vom Original am 25. April 2024; abgerufen am 7. August 2024. 
  8. Einsätze der letzten 70 Jahre. Löschgruppe Gürzenich, 2008, archiviert vom Original am 19. November 2010; abgerufen am 7. August 2024.